Einen schöneren Platz zum Blog schreiben kann man sich kaum vorstellen: am Fluss Sopachuys, bei leisem Knistern der Büsche hinter mir und gleichmäßigem Flussrauschen, mit Ausblick auf die zwei Meerjungfrauen Ariane und Sara und King Peter auf dem Stein im Fluss (meine Mitfreiwilligen) sowie señoras, die gerade Wäsche im Fluss waschen, eine Horde Kinder, die von den Felsen springen und dazu meine Hände, die gerade das Vergnügen hatten, ein ganzes Schafsfell im Fluss zu waschen.

Einer der beiden Flüsse, von denen Sopachuy umgeben ist
Da kann man seine Gedanken super zurück zu der Arbeit des Krankenhauses in den Außencomunidades de Sopachuy (Außengemeinden von Sopachuy) schweifen lassen. Ein Team von 8-13 Personen, je nach Größe der Gemeinde, fährt immer an bestimmten Tagen im Monat in eine der Gemeinden, da es zu Fuß für die meisten Personen zwar machbar wäre und einige auch nicht davon abschrecken, zu uns zu laufen, der Weg aber teilweise auch Fußmärsche von bis zu 3 Stunden erfordern würde. Deshalb fährt das Krankenhaus mit einer der ambulancias (Krankenwagen) los und hat mich schon zweimal mitgenommen (nach Horcas und nach Silva). Meistens beginnt unser Besuch mit einer recht abenteuerlichen Fahrt über enge, holprige Straßen, die ganz unscheinbar aus Sopachuy herausführen. Einmal sind wir sogar ein kurzes Stück durch den Fluss gefahren oder an einem Kuhkadaver und „Geiern“ vorbeigekommen.
Die Häuser der Gemeinden sind in einem kleinen Umkreis verteilt und haben eine Art großes Versammlungshaus, in dem wir uns einquartieren dürfen. Außerdem bestehen sie quasi nur aus Lehm, die Leute scheinen noch mit viel weniger als in Sopachuy leben zu müssen.
Zu Beginn sind die Gemeindemitglieder, hauptsächlich Frauen mit ihren Kiddis, über die bevorstehende competicion (Wettbewerb) aller Gemeinden um Sopachuy informiert worden. Jeweils fünf Frauen einer Gemeinde sollen ein ihnen zugewiesenen Gericht zubereiten, dabei auf Hygiene achten und natürliche Nahrungsmittel verwenden sowie sich kreativ mit einem Thema auseinandersetzen und dann z.B. Themen wie Gebärmutterhalskrebs, Nahrungsergänzung bei Kindern oder die Krankheit Chagas präsentieren.
Schließlich übernimmt jeder aus dem angereisten Team, bestehend aus Ärzten, Medizinstudenten, Zahnarzthilfen, einer Krankenschwester, bis zu drei licenciadas (Krankenschwester mit Zusatzausbildung) und einer Expertin für Ernährung, seine Aufgaben im Bereich der Vorsorge. Hauptsächlich werden Kinder gewogen und gemessen, um gegebenenfalls eine Unterernährung etc. feststellen zu können. Außerdem werden die Frauen über die Wichtigkeit der Gebärmutterhalskrebsvorsorge durch einen Papanicolau-Test (Pap-Test) informiert, bei dem Proben genommen werden, die dann für sie kostenlos im Labor untersucht werden.
Auch wird die Entwicklung der Kinder beispielsweise hinsichtlich ihrer motorischen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten getestet. An Kinder bis zu zwei Monaten werden monatlich Babynahrung und Vitaminpräparate verteilt. Wenn ein Zahnarzt dabei ist, erhalten alle Kinder eine Zahnbürste und Zahnpasta, da die Kinder viel Süßes essen, aber ihre Münder meistens noch keine Zahnbürsten gesehen haben.

Einsatz in der Außengemeinde Silva
Außerdem nehmen wir jedes Mal Impfstoffe sowie eine Kiste mit angebrochenen Medikamenten mit, um Patienten auch vor Ort, oft mit einiger Improvisation, behandeln zu können. Als Trennwand für die Spritzabteilung musste zum Beispiel letztes Mal ein altes Plakat herhalten.

Beim Außeneinsatz in Horcas
Nach getaner Arbeit erwartet uns meistens ein verspätetes Mittagessen, das die Damen des Dorfes draußen auf Töpfen über dem Feuer aus eigenen und von uns mitgebrachten Lebensmitteln zubereitet haben. Zwei von zweimal hat das mein Magen wundersamerweise doch gut mitgemacht.

Die Frauen von Silva bereiten das Essen für unser Team beim Außeneinsatz vor
Das solls dann auch schon gewesen sein, ich hoffe euch hat der kleine Exkurs außerhalb der Grenzen Sopachuys gefallen. Melde mich bald wieder, eure Ann-Sophie