Rund um Sucre

Guten Morgen!

Ich melde mich nochmal aus Sucre! Seit ca. 2 Wochen sind wir jetzt hier und während wir noch auf die letzten Schritte für das Visum bei den Behörden warten, haben wir super viel Freizeit. Deshalb haben wir auch einiges unternommen, von dem ich euch gern berichten möchte.

cementerio central

Letzte Woche waren wir auf dem Zentralfriedhof von Sucre, dem cementerio central, der ziemlich groß und in drei verschiedene Bereiche aufgeteilt ist. In einem Bereich liegen in Mausoleen auch große bolivianische Persönlichkeiten. Der Friedhof ist von der Atmospäre ganz anders als wir es in Deutschland kennen. Hier gibt es Kinder und junge Erwachsene, die „Friedhofführungen“ anbieten und damit etwas Geld verdienen. Der 23-jährige Wilbor hat uns einiges über den Friedhof, aber auch über andere Themen, zum Beispiel Evo Morales, den Präsidenten Boliviens, erzählt. Er selber arbeitet schon seit seinem siebten Lebensjahr auf dem Friedhof. Außerdem gibt es Bauten (erinnern an Regale), in die man die Särge legt, vor denen Platz für einen kleinen Grabstein und andere Beigaben (öfters mal Miniatur-Cola, Blumen, persönliche Gegenstände, Essen) ist, den die Angehörigen einrichten dürfen. Schaut euch am besten einfach das Bild an.

Auf dem Zentralfriedhof in Sucre: Hinter den Fenstern befinden sich Särge

Auf dem Zentralfriedhof in Sucre: Hinter den Fenstern befinden sich Särge

Selbstverteidigungskurs mit Energie

Ziemlich cool war der Selbstverteidungskurs hier in Sucre. Neben einigen Schlägen, Handgriffen und schmerzhaften Punkten blieb mir vor allem eine Sache sehr gut in Erinnerung: Das probiert ihr am besten selbst aus. Geht zu zweit zusammen, und der eine muss seinen leichteren Partner gut aus dem Stand unter den Schultern hochheben können. Klappt das? Gut, richtig so.  Nun lassen wir euer Chi, eure Energie, zur Geltung kommen. Dazu hält die Person, die hochgehoben wurde, beide Zeigefinger an den Hals leicht und knapp unter die Ohren der anderen Person. Dabei stellt sie sich konzentriert vor, dass der Hals der anderen Person nicht existiert, und sich ihre Zeigefingerspitzen berühren. Nach kurzer Stille versucht die eine Person, die leichtere wieder hochzuheben. Das klappt nicht? Bei uns auch nicht! Aber das liegt wohl an der Energie der Person, die anscheinend noch stärker wird, wenn man gesunde Bäume umarmt. Spannend, gell?

Schleppend hinauf zum Inca-Trail

Da wir auch mal die tolle Landschaft erkunden wollten, schlossen wir uns mit Arturo, unserem bolivianischen Mentor, kurz und liefen eher spontan einen Teil des Inca-Trails. Mit einem der micros fuhren 27 Personen circa zwei Stunden durch die Ausläufer von Sucre hinauf auf die Berge. Mit vollem Bus, auf unbefestigten Sandstraßen, kurzzeitiger Schieflage, mit ab und zu Gegenverkehr und gefühlten 5 Stundenkilometern schleppte sich der kleine Bus den Berg hoch, bis sein Motor nicht mehr wollte und wir ein Stück selber laufen mussten.  Jetzt aber zu der Landschaft, durch die der camino (Weg) führt. Laut Arturo führte unter anderem ein Meteoriteneinschlag dazu, dass die Berge jetzt in leicht bunte Farben getaucht sind. Die endlose Weite und Stille (außer uns, die die Stille unterbrachen) ist echt beeindruckend! Neben einem Augenschmaus ist es ein gutes Höhen- und Knietraining gewesen.

Sonntagsmarkt in Tarabuco

Und weil wir immer noch nicht genug gesehen haben, beschlossen wir am Sonntag, auf den weitbekannten Markt nach Tarabuco zu fahren. Mit einem micro sind wir erst zur parada de Tarabuco in Sucre (der Stelle, wo die micros nach Tarabuco abfahren) gefahren, wo wir warteten, bis der nächste micro voll bis „obe na gschdopfd“ war. Mit halb offener Tür sind wir schließlich zwei Stunden auf sehr angenehmen (kein Scherz) Straßen durch eine tolle weite Landschaft gefahren. In Tarabuco angekommen liefen uns erstmal einige süße Esel sowie andere Personen aus dem Hostel über den Weg. Der Markt selbst bietet eigentlich alles, was das Herz begehrt: tolle Stoffe, Hängematten, Mäppchen, Schals, Pullis (die zum Großteil aber wider Ankündigung in China und nicht aus Alpaca gefertigt werden), Elektrozeug, Schreibwaren, Schuhe, Kleidung … Aber es ist schon sehr eng und touristisch in den kleinen Gassen. Und viele Personen sprechen einen direkt an, ob man Armbändchen oder so kaufen möchte. Es ist nicht so toll, ständig diese manchmal auch aufdringlichen Angebote abwehren zu müssen, aber man kann ja nicht alles kaufen 🙁 Falls ihr auch mal nach Tarabuco kommen solltet: Das Restaurant pukari wasi in der Nähe der Plaza ist fast schon ein Geheimtipp. Und falls ihr spontan Lust auf Oregano-Pommes bekommen solltet – geht da hin, es ist köstlich **. Auf der Rückfahrt von Tarabuco haben wir sogar unsere ersten Alpacas gesehen.

Eigentlich gibt es wie immer noch viel mehr zu erzählen, aber eine Erfahrung möchte ich euch noch mitteilen: der mercado campesino (Bauernmarkt) in Tarabuco ist ein riesiger Markt, wo es wieder alles zu kaufen gibt und von wo auch die Verkäufer ihre Waren für den mercado cenral (Zentralmarkt) in Sucre beziehen. Eigentlich sollte man diesen Markt mal alleine durch die Nase mit geschlossenen Augen erleben, doch dann würde man vermutlich über einen Papaya-, Eier- oder Kartoffelberg purzeln. Ziemlich faszinierend ist auf dem mercado nicht nur die Gewürz- (es gibt sogar sweet chili in Säcken), sondern auch die Fleischabteilung. Es wird meiner Meinung nach viel offener und nicht so (Herkunft und Umgang verschweigend) mit dem Fleisch umgegangen, manchmal auch in der Form, dass da dann halt ein halb offener Kuhkopf oder einige Zungen offen auf den Verkaufstischen rumliegen. Aber wenigestens weiß man, was man kauft. Außerdem haben die Leute es nicht gern, wenn man sie fotografiert auf dem einen Teil des mercados.

Und noch so ein kleiner Gaumenschmaus auf dem mercado sind frisch gepresste Fruchtsäfte für sechs bis zehn Bolivianos (ca. 1 bis 1,30 Euro). Es gibt auch viele, uns unbekannte Früchte wie die chirimoya und die tumbo. Doch der frisch gepresste Saft aus Mango, Erdbeer (frutilla) und Orange (naranja) ist im Moment mein absoluter Favorit.

So, das wäre es dann für heute! Ich bin übrigens auch mehr oder weniger konsequent dabei, mein spanisches Krankenhausvokabular sowie ein paar Salsakenntnisse zu verbessern.

Hasta luego, Ann-Sophie

PS: Ihr könnt auch bei den Blogs (vgl. rechts in der Seitenleiste) meiner Mitfreiwilligen vorbeischauen, die haben tolle Berichte geschrieben! 🙂

Weiterschmökern