Neues aus dem schönsten Dorf der Erde

Jetzt ist es doch schon länger her, dass ich mich gemeldet habe. Bei mir ist, nach der Reise mit meinen Eltern, wieder der Alltag eingekehrt, und ich versuche, die letzten mir hier in Bolivien bleibenden wenigen Wochen noch in vollen Zügen zu genießen. Und es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich hier in Bolivien lebe, dafür gefällt es mir einfach zu gut :-).

Neben der Arbeit im Krankenhaus bin ich in letzter Zeit häufiger mit auf das Campo (kleine Außendörfer) gegangen. Dazu sind wir zwei Stunden auf einer Schotterpiste gefahren. Meine Mitfreiwillige Sara und ich haben dabei unter anderem die von ihr organisierten Zahnbürsten an Kinder verschenkt, was ziemlich gut angekommen ist. Leider werden vor allem die Zähne der Kleinen meistens sehr vernachlässigt, mangels Information und mangels Bewusstsein für Zahnhygiene. Die Folgen sind oft Karies an sehr vielen Zähnen schon im Kindes- und Jugendalter.
Falls ihr bei Sara mehr über die Zahnbürsteninitiative erfahren wollt, könnt ihr auf ihrem Blog vorbeischauen (sarafuccio.wordpress.com).

In Papas Punta, dem größten Außendorf unserer Umgebung, habe ich wieder eine Erfahrung gemacht, die zum Nachdenken anregt und die ich gerne mit euch teilen möchte.

Um die erste (!) Kontrolluntersuchung einer im achten Monat schwangeren Frau zu machen, haben wir sie in ihrem Zuhause besucht. Als wir ihre häusliche Situation gesehen haben, ist mir richtig bewusst geworden, dass wir, obwohl wir jetzt fast ein Jahr in Bolivien leben, doch nicht die Lebensumstände vieler Bolivianer kennen. Die schwangere Frau wohnt mit drei weiteren Frauen in einem Zimmer aus Lehm, die Fenster sind mit Pappe verschlossen und eine kleine schmutzige Glühbirne spendet ein wenig Licht. Die Kleidung hängt auf Seilen von der Decke, einen Schrank gibt es nicht. Als wir unsere Patientin daheim antreffen, mahlt sie gerade picante (ein Gewürz) zwischen zwei großen Steinen mit der Hand. Die Küche ist ebenfalls aus Lehm und sehr klein. Neben dem Lehmofen draußen sitzt eine abuelita, die Mama unserer Schwangeren. Sie leidet an schwerer Arthritis und kann sich nur noch auf Knien robbend fortbewegen. Leider kann man in diesem Zustand der Arthritis nicht mehr viel helfen, doch nicht mal einen Rollstuhl hat sie.

Solche Zustände sind leider keine Seltenheit. Im Zuge unseres Mückenproblems (können z. B. das Dengue-Fieber übertragen) müssen visitas domiliarias (Hausbesuche) durchgeführt werden, um in den Häusern zu kontrollieren, dass es keine Mückenbrutstellen wie Wassereimer oder Reifen gibt. Deshalb sind wir in Kleingruppen losgezogen, um die Leute in ihren Häusern aufzuklären. Dabei habe ich auch gesehen, wie einfach doch viele Leute leben.

Jetzt wollte ich euch noch ein paar Bilder aus meinem Alltag in dem schönsten Dorf der Erde zeigen.

Vor zwei Wochenenden half ich mit, Mais zu ernten. Das war eine interessante Erfahrung, die ich bestimmt so bald nicht wieder vergessen und auch machen werde. Bewaffnet mit einem Sack auf dem Rücken und einer Riesennadel sind wir durch den Fluss gestapft, um zu dem Maisfeld zu kommen. Mit der Riesennadel schlitzt man den Maiskolben oben auf (Achtung, manchmal trifft es auch einen armen Wurm oder eine Raupe, die in dem Kolben lebt), zieht die Blätter ab und wirft ihn in den Sack. Das ging circa vier Stunden, bis wir zu fünft das Feld leer geerntet hatten.

Ansonsten waren wir wieder leche (Milch) direkt von der Kuh trinken, und das mit dem Melken klappt immer besser. Und ich liebe es, mit dem Motorrad über die Schotterpisten gefahren zu werden, um zu den Kühen zu kommen! Und wir haben mit einigen Freunden hier gegrillt, à la bolivianisch-deutsche Freundschaft, mit viel Fleisch, aber auch Kartoffelsalat, Grillkäse, Rote-Bete-Salat und Knoblauchbaguette.

Als letzten Punkt noch kurz was zu unserer Feria de salud („Gesundheitsferien“) letzten Freitag. Jeder Bereich des Krankenhauses hat sich einen Stand draußen auf der Plaza aufgebaut. Später sind die Kinder des Kindergartens und der Schule gekommen, um einen Erkältungstee bei der Traditionellen Medizin zu genießen, sich über Zahnhygiene, Chagas oder Tuberkulose zu informieren oder sich den BMI ausrechnen zu lassen und Ernährungstipps zu bekommen. Wir mit unseren Brillen hatten auch einen Stand.

Übrigens, ich würde mich sehr freuen, wenn ihr, sofern euch meine Artikel gefallen oder interessieren, ihr eine Frage oder einen Wunschartikel habt, mir einen kurzen Kommentar hinterlasst als Rückmeldung.

So, das wars, jetzt lassen wir doch einfach die Bilder sprechen.

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